UNESCO-Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“

Schloss Ettersburg. Blick nach Norden.. Bild: Guido Werner.

Schlosspark

Hier fühlt man sich groß und frei wie die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man eigentlich immer sein sollte. (Goethe, 1827)

"Farbenlehre der Landschaft"

Ettersburg war ein Außenstandort der Bundesgartenschau Erfurt 2021. Neben der grundhaften Sanierung der alten Stützmauern und der Instandsetzung der Terrasse und vor allem der Wege (inkl. Beleuchtung des Parkweges und dem Anbau einer neuen Treppe zum Schlosshof) wurde eine Denkmalpflegerische Zielstellung (von Stefanie Krihning und Angelika Schneider) für die beiden - ursprünglich barocken - Parterres umgesetzt: "Erhaltung und Wiederherstellung des von 1840-1850 geschaffenen und bis 1870 weiter ergänzten Zustandes", wobei die Wiederherstellung als Neuinterpretation verstanden wird.

Der höchste Grad der landschaftlichen Gartenkunst ist nur da erreicht,
wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form, zu sein scheint.

Hermann Fürst Pückler-Muskau (1834)

Anlässlich der BUGA 2021 wurden in einer - vom Freistaat Thüringen und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten - Maßnahme die Parkeingänge und Parterreflächen von Schloss Ettersburg mit großen Aufwand denkmalgerecht instandgesetzt.

Die Gestaltung und Bepflanzung orientiert sich als Neuinterpretation an der historischen Parterreanlage mit Pergola von 1865. wurden auch die bis zu fünf Meter hohen Stützmauern um die Parterreflächen instandgesetzt. Die Beetflächen der West- und Ostparterres sind mit Lavendel, Thymian und Bändern aus Hochstammrosen bepflanzt, historischen Rosensorten, die in Ettersburg bereits im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Restaurierte Putten sind an ihre Standorte in den Parterres zurückgekehrt und die historischen Keramikkantensteine rekonstruiert. Als besonders prägendes Element der Anlage wurden die historisch überlieferten Laubengänge (Pergolen) wieder eingebaut. Der Parkeingang im Osten mit neu gestalteter Zufahrt verbessert deutlich die Zugänglichkeit zu Schloss und Park. Eine neue Treppe ermöglicht den direkten Zugang vom nördlichen Parkeingang zum Schlossinnenhof.

Et In Arcadia Ego

Ein vollkommenes Kunstwerk ist ein Werk des menschlichen Geistes, und in diesem Sinne auch ein Werk der Natur. (Goethe)

"Dann öffnet sich rechts das Tal, und man sieht über die reichen Baumwiesen in eine heitere Ferne", heißt es in Goethes Die Wahlverwandtschaften. Goethe stand im Bann der großen Bildformeln und ästhetischen Sujets abendländischer Überlieferung. Keine reale Landschaft wird hier aufgerufen. Angesprochen wird unser tiefstes Kulturgedächtnis, beschrieben eine geistige Landschaft zwischen Mythos und Wirklichkeit. Goethe kannte das „Gartenreich“ in Anhalt-Dessau, vielfache Bezüge zu den in den Wahlverwandtschaften zitierten Charakteristika des arkadischen Landschaftsparks sind offensichtlich. Goethes Roman wiederum inspirierte die deutsche Gartenkunst des 19. Jahrhunderts - und Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Der Landschaftspark

Hier mag der Geschmack aller Art sich ein wenig gehenlassen, ja sogar Spielereien und das freieste eingeben an die Phantasien erlaubt sein. (Fürst Pückler-Muskau)

Augenmerk richtet Großherzog Carl Alexander Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Gestaltung der Ettersburger Parkanlagen. Der Schlosspark Ettersburg – das ist seitdem die inkommensurable Verbindung von Kultur und Natur, des Kunst- und des Naturschönen.

Da Ettersburg im frühen 18. Jahhundert nur als Jagdschloss diente, hatte Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar auf eine aufwendige Gartengestaltung verzichtet. Ihm genügten die Parterreanlagen, die durch Wege in regelmäßige, mit Buchsbaum eingefasste Quartiere aufgeteilt und von Traillagen umgeben waren. Die barocken Parterres wurden von Skulpturen geschmückt, in den Sommermonaten stellte man Orangenkübel auf. Die Gärten des Schlosses zeigten Birnen, Äpfel, Pfirsiche und Zwetschgenbäume, alle am Spalier gezogen, an den Mauern entlang.

Nach dem Tod Ernst Augusts (1748) wurden Schloss und Gartenanlagen vernachlässigt, das Brunfthofschloss am Jagdstern abgerissen. Herzogin Anna Amalia widmet sich dem Park in empfindsamer Weise. Die waldreiche Umgebung entspricht dem in Mode gekommenen Ideal der Ländlichkeit. In Ettersburg bietet ab 1774 Anna Amalia, nun Herzoginmutter, die Möglichkeit, den rustifizierenden Gartenstil einzuführen, ohne auf vorhandene Strukturen Rücksicht nehmen zu müssen. Sie lässt im Forst zahlreiche Spatziergänge anlegen und stattet diese, beraten von Adam Friedrich Oeser, mit Inschriften, Skulpturen und Büsten aus. Im Geschmack der Zeit werden Waldnischen, ein Naturtheater, eine Einsiedelei angelegt. Die steifen Gartenanlagen um das Schloss werden gefällig gestaltet, Bäume zum Schutz gegen die scharfen Ostwinde gepflanzt: gut einhundert Robinien, große Platanen und amerikanische Tulpenbäume. Noch heute beeindruckt der alte Tulpenbaum auf der Gewehrsaalwiese, der im Juni blüht. 1777 lässt Anna Amalia an der Westkante des Ettersberges, an der Hottelstedter Ecke, einem Festplatz der Hottelstedter, ein achteckiges Haus errichten: fast zehn Meter hoch, drei Meter im Durchmesser, zweistöckig mit einer rundherum laufenden, auf sechzehn Säulen ruhenden Galerie. Der Ort bot damals freien Blick, man konnte weit in das Thüringer Becken, bei guter Sicht bis zum Brocken schauen. Die Grünehaus-Allee trägt ihren Namen nach jenem farbigen Haus an der Ecke. 1813 beauftragt Carl August den preußischen General Müffling, Vermessungsarbeiten durchzuführen. Zu diesem Zweck wird an der Hottelstedter Ecke ein turmähnliches Holzgerüst gebaut, das auch als Aussichtsturm dient. Das Lusthaus wird wegen der hohen Kosten für die ständige Wiederherstellung 1815 abgerissen.

Mit der Verlagerung des Sommersitzes nach Tiefurt um 1781 sucht Anna Amalia Schloss Ettersburg nur noch selten auf. Die Gartenpartien verfallen. Bereits 1840, angeregt von den auf seiner Englandreise gewonnenen Eindrücken, bittet Erbprinz Carl Alexander den Gartenkünstler Eduard Petzold nach Weimar, um sich einen Plan für den Park seinen geliebten Ettersburger Schlosses entwerfen zu lassen. In die Konzeption fließen Ideen Carl Alexanders ein, der großen Wert auf eine eindrucksvolle Verbindung von Schloss sowie veredelter und wilder Natur legt. 1842 beginnt die Umgestaltung, zunächst der Parterres.

Im Jahre 1844, ein Teil der Planung ist bereits umgesetzt, wird Petzold als Hofgärtner nach Ettersburg berufen und widmet sich zunächst der Erweiterung der Anlagen westlich der Schlossgebäude. Die Aussicht aus dem Tafelzimmer und dem Weißen Saal führt auf eine der Jagdschneisen, die Schlossallee. Um diesen Blick zu sublimieren, bittet Petzold seinen Lehrmeister Hermann von Pückler-Muskau, der in gartenkünstlerischen Fragen am Weimarer Hof Autorität genießt, um Rat. Ein Jahr darauf kommt der Fürst erstmals nach Ettersburg. Seine Absicht ist es, ein schön gegliedertes, abwechslungsreiches Landschaftsbild zu schaffen. Gemeinsam mit Petzold gestaltet Pückler die Landschaft um das Schloss zum englischen Park um. Im Sommer beginnt der große Aushau auf dem Ettersberg, in dessen Ergebnis der Pücklerschlag entsteht: eine Waldwiese, die sich vom Pfaffental bis hinauf zum Jagdstern zieht. Die Allee in der Hauptachse des Schlosses wird erweitert zu einem offenen Geländeabschnitt, die Übergänge zum Mischwald durch ausgeprägte Bäume und Baumgruppen gestaltet. Vom höchsten Punkt des Schlages (384 Meter) nach unten zu laufen ist ein ästhetisches Ereignis: zunächst der weite Blick in das innere Thüringer Becken, dann werden Schloss und Kirche mächtiger, thronen schließlich über der Seewiese, bestimmen das Panorama. Der Schlosspark – mit seinem artenreichen Gehölzbestand, mit den künstlerisch geformten Übergängen zum angrenzenden Waldgebiet – zählt zu den herausragenden Gartendenkmalen Europas. Auch die Forsthauswiese, die sich vom Wiesengrund ostwärts bis zu dem 1848 gebauten Forsthaus ausdehnt, dient der Verschönerung der Aussichten.

1852, als die Umgestaltung der Ettersburger Anlage abgeschlossen ist, verlässt Petzold Weimar. Die weitere Pflege übernimmt Julius Hartwig. Unter seiner Obhut werden die gusseisernen Laubengänge im Ehrenhof sowie der Pleasureground am Gewehrsaal angelegt. Die Pergolen auf den Parterres wurden 2021 modern rekonstruiert.

1900 tritt Otto Sckell die Nachfolge an. Auf sein Betreiben wird der Park durch Landkauf östlich des Schlosses erweitert. Der Pücklerschlag wird durch die Bodenreform Ende der 1940er Jahre in kleine Parzellen zerschlagen. Die neuen Besitzer fällen viele Bäume, um das Holz zu verkaufen. Nur wenige Baumgruppen wie die Linden am Brunfthof, die uralten Buchen am unteren östlichen Wiesenrand sowie Solitärs auf der 14 Waldwiese überstehen diese Zeit. 1968 kommt die verwahrloste Parkanlage in Rechtsträgerschaft der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (NFG). Es gibt unter Jürgen Jäger erfolgreiche Bemühungen, das Gartenkunstwerk in seiner Gesamtheit zu rekonstruieren und zu erhalten.

Seit 1999 verbinden zwei der barocken Jagdschneisen – die Schlossallee und die Grünhausallee – als Zeitschneise Park und Schloss Ettersburg mit der Gedenkstätte Buchenwald. Diese am Ende des Pücklerschlags abknickende Achse erinnert so an die wechselvolle Geschichte des Berges.

Ettersburg: "Glanzpunkt eines viel größeren Naturparks"

... eine Verschmelzung von Natur und Kunst, daß man nicht weiß, wo die eine zu schaffen oder vielmehr regieren aufhörte, die andere anfing. (Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1839)

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Es war eine gutmüthige Dummheit aus reiner Gefälligkeit, dies mühsame kolossale Werk zu übernehmen..., aber der Kunst zu Liebe thue ich es. (Hermann Fürst Pückler Muskau, Oktober 1845)

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So durfte das Schloß selbst mit seiner unmittelbaren Umgebung nicht mehr isoliert bleiben, nicht mehr plötzlich in die Wildheit des Waldes überspringen. Schon von ferne sollte die Freundlichkeit und Anmuth aller Zugänge zu dem Dorfe, die sinnreiche Benutzung jeder Höhe und Vertiefung zu landschaftlichen Bildern und Anlagen, die Eröffnung von Fernsichten ahnen lassen. So verliert sich der äußerst freundliche Blumengarten jetzt unmerklich in treffliche Parkanlagen, von diesen gelangt man auf sinnreich gebahnten Wegen in den Forst, als wäre dieser nur eine Fortsetzung des Parkes, bis man gewahr wird, daß hier nicht mehr die Kunst des Gärtners waltet, sondern die freie, lebenskjräftige Natur und die Hand des Forstmannes. (Karl Koch, Förster, 1846)
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Der höchste Grad der landschaftlichen Gartenkunst ist nur da erreicht,
wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form, zu sein scheint.

Hermann Fürst Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei (1834)
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Anlässlich der BUGA 2021 wurden in einer - vom Freistaat Thüringen und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Maßnahme - die Parkeingänge und Parterreflächen von Schloss Ettersburg mit großen Aufwand denkmalgerecht instandgesetzt. Die Gestaltung und Bepflanzung orientiert sich als Neuinterpretation an der historischen Parterreanlage mit Pergola von 1865. wurden auch die bis zu fünf Meter hohen Stützmauern um die Parterreflächen instandgesetzt. Die Beetflächen der West- und Ostparterres sind mit Lavendel, Thymian und Bändern aus Hochstammrosen bepflanzt, historischen Rosensorten, die in Ettersburg bereits im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Restaurierte Putten sind an ihre Standorte in den Parterres zurückgekehrt und die historischen Keramikkantensteine rekonstruiert. Als besonders prägendes Element der Anlage wurden die historisch überlieferten Laubengänge wieder eingebaut. Der Parkeingang im Osten mit neu gestalteter Zufahrt verbessert deutlich die Zugänglichkeit zu Schloss und Park. Ab Ende Juni 2021 ermöglicht eine neue Treppe den Zugang vom nördlichen Parkeingang zum Schlossinnenhof.

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