UNESCO-Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“

Ragna Schirmer

So, 16.04.2023

Klaviermatinee AufgeSCHLOSSen. Musik bei Hofe

Ragna Schirmer

Programm:

Georg Friedrich Händel: Suite g-moll HWV 432
Wolfgang Amadeus Mozart: Variationen über "Ah, vous dirai-je, Maman" KV 265
Wolfang Amadeus Mozart: Rondo "Alla Turca" KV 331
Frédéric Chopin: Scherzo Nr. 1 op. 20
   (Pause)
Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie KV 475
Franz Xaver Mozart: 3 Polonaises mélancholiques
Claude Debussy: Suite "Pour le Piano"

"Wettstreit um die Gunst der Fürsten" im Spiegel des innovativen Klavierbaus Georg Friedrich Händel war ein Suchender. Seine Anstellung am Hof von Hannover und die Verbindung Georgs I. nach London ermöglichten dem Hofkompositeur ein Leben in verschiedenen Welten. In London erschuf Händel die sogenannten "Claviorgani", monströse Konstruktionen aus Cembalo und Orgel, und eröffnete somit neue Klangwelten für seine Werke. Ein halbes Jahrhundert später begeisterte sich Wolfgang Amadeum Mozart auf seinen Reisen durch Europa für die neu entwickelten Hammerflügel und verarbeitete diese Innovationen in seinen Klavierwerken. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Verwendung des "Janitscharen-Zugs" im berühmten "Rondo alla Turca". Die immer virtuoseren Klaviere reizten zu Wettbewerben: Am Weihnachtstage 1781 veranstaltete Kaiser Joseph II. einen Wettstreit zwischen Mozart und Clementi, den Mozart sehr zur Freude des Monarchen für sich entschied. All diese Innovationen bildeten die Grundlage des im 19ten und 20ten Jahrhunderts immer brillanter werdenden Klavierspiels und der entsprechenden Kompositionen. Ein Gipfel dieser Entwicklung ist zweifelsfrei die Suite "Pour le Piano" von Claude Debussy.
*

Die Pianistin Ragna Schirmer erfreut sich seit Jahren höchster Anerkennung bei Konzertpublikum und Fachkritik. Ihre Interpretationen zeichnen sich durch die Kunst der Nuance sowie die Liebe zum Detail auf der Suche nach verborgenen historischen und zeitgenössischen Bezügen aus. 1992 und 1998 erhielt sie den Bach-Preis der Stadt Leipzig – sie ist bisher die einzige Pianistin, die diesen Preis zweimal verliehen bekam. Im Jahr 2000 sorgte sie mit ihrer Einspielung von Bachs Goldbergvariationen für ein aufsehenerregendes CD-Debüt. Zwanzig Jahre später wurde im Rahmen der „30 für 30“- Konzerte in der Corona-Pandemie ein Live-Konzert mit den Goldbergvariationen als DVD aufgezeichnet. Für die Gesamtaufnahme der Klaviersuiten von Georg Friedrich Händel wurde Ragna Schirmer mit dem Händel-Preis der Stadt Halle geehrt. 2003 und 2009 erhielt sie den ECHO Klassik.

Ihre Einspielungen umfassen mittlerweile 17 CDs, eine Vinyl- Veröffentlichung und zwei DVDs. Neben zwei hochgelobten Haydn-Alben verzeichnet Ragna Schirmers Diskographie Kompositionen von Beethoven, Mendelssohn, Chopin, Schumann, Brahms, Schmidt, Schnittke, Corigliano und Connesson. Zum Liszt-Jahr 2011 legte sie eine Gesamteinspielung der „Années de Pèlerinage“ vor, die sie mit Madrigalen der italienischen Renaissance zu einer sinnstiftend schönen Kombination verband. Gemeinsam mit drei Ensembles wagte die Pianistin 2013 ein Experiment mit Händels Orgelkonzerten, bei dem sie neben einem klassischen Konzertflügel auch Hammerflügel und Hammond-Orgel spielte.

In ungewöhnlichen Projekten lässt sich das dramaturgische und programmatische Geschick der Künstlerin erkennen. Dies stellt sie nicht nur in moderierten Klavierabenden unter Beweis, sondern sie ist darüber hinaus auch in genreübergreifenden Theaterproduktionen zu erleben, die eigens für sie geschrieben und inszeniert werden: das 2012 uraufgeführte „Blendwerk“ mit Christian Brückner oder das Ravel-Projekt „Konzert für eine taube Seele“ mit dem Puppentheater Halle, welches in über zehn Jahren 125 Aufführungen erlebte. Eine Marionetten-Version des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer wird 2023 im Rahmen des MozartFestes Würzburg als Fernsehproduktion aufgezeichnet.

Ragna Schirmer konzertiert in den wichtigsten Sälen in Europa, China und Neuseeland sowie bei renommierten Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Beethovenfest Bonn, dem MDR-Musiksommer, den Haydn-Festspielen Eisenstadt, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Rheingau Musik Festival und den Salzburger Festspielen. Sie musizierte u.a. mit Zubin Mehta, Sir Roger Norrington, Kurt Masur, Sir Neville Marriner, Herbert Blomstedt und trat mit Klangkörpern wie den Münchner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Orchestre National de France, dem Gewandhausorchester Leipzig und der Academy of St. Martin in the Fields auf. 2023 ist Ragna Schirmer „Artiste étoile“ des MozartFestes Würzburg.

Neben Ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet Ragna Schirmer seit vielen Jahrzehnten mit großer Leidenschaft. Sie gibt regelmäßig Meisterkurse sowie Seminare zu den Themen Lampenfieber, Auftrittstraining, Motivation und Konzentration. Von 2001 bis 2011 hatte sie eine Professur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim inne, seit 2009 widmet sie sich erfolgreich der Begabten-und Hochbegabtenförderung am Musikzweig der Latina August Hermann Francke in Halle an der Saale.

Jan Brachmann betitelte sie in der FAZ als „politisch eine der klügsten, umsichtigsten und tatkräftigsten Künstlerinnen unseres Landes“.

Ragna Schirmer.. Bild: Guido Werner. + 1 Bild
Ragna Schirmer.. Bild: Guido Werner.

Diese Seite teilen

Schloss Ettersburg in den sozialen Netzwerken