Bernd Stegemann und Christine Lieberknecht
Dienstag, 01. April 2025 19:00 Uhr Weißer Saal Eintritt 12 €
Ettersburger Gespräch Was vom Glauben bleibt
Bernd Stegemann und Christine Lieberknecht
im Gespräch über Wege aus der atheistischen Apokalypse
Moderation Peter Krause
Der moderne Mensch führt Glaubenskriege, ohne an Gott zu glauben. Menschen treten scharenweise aus der Kirche aus. Religion spielt im Leben vieler keine Rolle. Man könnte meinen, wir lebten in der gottlosesten Welt, die es jemals gab. Aber stimmt das überhaupt? Hat der Glaube nicht längst einen anderen Ort in unserer Welt gefunden? Hat das Individuum den Platz Gottes eingenommen, fragt Bernd Stegemann in seinem neuen Buch (Klett Cotta). Ohne Gott sind wir frei. Doch wohin führt uns die Freiheit? Die Weltkriege und totalitären Herrschaften des 20. Jahrhunderts, Klimakatastrophen und massenhafter Konsum sollten uns zu denken geben. Stattdessen wird schrill die Apokalypse verkündet. Während die Bindung der Religion in tausend Teile zersprungen ist, hat ausgerechnet der hochmütige Glaube an absolute Wahrheiten überlebt. Ideologische Übertreibungen und Fundamentalismus sind allgegenwärtig. Wohl keine Zeit war so orientierungslos und zugleich so erregt. Dabei wäre eine Umkehr nötig. Nur wenn wir anerkennen, dass unsere Ansprüche kein göttlicher Wille sind, wenn wir die Demut dem Bescheidwissen vorziehen, können wir die Welt bewahren oder sogar besser machen.
Bernd Stegemann, geboren 1967, studierte Philosophie und Germanistik an der Freien Universität Berlin und der Universität Hamburg sowie Schauspieltheater-Regie an der Hamburger Theaterakademie. Seit 1999 arbeitet er als Dramaturg/Chefdramaturg am Frankfurter TAT, am Deutschen Theater Berlin und an der Schaubühne am Lehniner Platz. Seit 2017 ist er Dramaturg am Berliner Ensemble und seit 2005 Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Seine Bücher "Das Gespenst des Populismus: Ein Essay zur politischen Dramaturgie", "Die Moralfalle – Für eine Befreiung linker Politik", "Die Öffentlichkeit und ihre Feinde", "Wutkultur" und zuletzt "Identitätspolitik" sorgten für heftige Debatten.
Christine Lieberknecht ist Ministerpräsidentin a.D. des Freistaates Thüringen.
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